LAUDATIO

   

Laudatio für Urban Schönenberger, Peter Bützer, Kurt Frischknecht


Anlässlich der Verleihung des Anerkennungspreises der PHSG für die Förderung der st.gallischen Lehrerinnen-
und Lehrerbildung am 3. Hochschultag der PHSG vom 11.11.2011

Prof. Dr. Peter Müller, Prorektor Sek I


Aller guten Dinge sind drei

Wer dieses Sprichwort anzweifeln möchte, werde ich vom Gegenteil überzeugen. Und wenn zu dieser Zahl
DREI noch das Stichwort «Naturwissenschaften» und «reifere Herren», oder anders ausgedrückt‚ erfahrene
«Profis», dazukommt, dann ist wohl schon bewiesen, was aber nur im geisteswissenschaftlichen Sinn zu
verstehen ist.


Dieses Triumvirat bilden, in alphabetischer Reihenfolge:
Peter Bützer, Kurt Frischknecht, Urban Schönenberger


Als Nebensatz: Triumvirat bedeutet Dreimännerkollegium. Als erstes Triumvirat wird in den Geschichtsbüchern
das Männerkollegium, bestehend aus Gaius Julius Cäsar, Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius
Crassus aufgeführt. Also, die Anwesenden sind in bester Gesellschaft.


Es wäre nun verfehlt, dieses Triumvirat aufspalten und Einzelleistungen hervorheben zu wollen. An diesem
Anlass gilt es die Gesamtleistung zu würdigen: ihr Gesamtwerk, bezogen auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung,
für den Kanton St.Gallen, aber auch über dessen Grenzen hinaus.
Für dieses Triumvirat stand jahrzehntelang die hohe Qualität der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Zentrum
ihres Arbeitens und Schaffens. Was sie verbindet, alle drei, nebst vielem anderem: Grosse Ausdauer, Genauigkeit
in der Arbeit, wie es sich ja für Naturwissenschaftler gehört, das Verfolgen ihrer Ziele mit der notwendigen
Hartnäckigkeit und Akribie, und dies alles gepaart mit hoher fachlicher Kompetenz. Dies gilt nicht nur für sie.
An diesen Tugenden wurden und werden auch die Studierenden gemessen.


Ich möchte auf drei Felder genauer eingehen und deren Leistungen würdigen:
Das Ausserordentliche in der Lehre,
das Ausserordentliche in der Forschung,
das Ausserordentliche für die Praxis.

Einige Spitzen des Ausserordentlichen in der Lehre
Sie haben die ELSI-Woche mit ins Leben gerufen. ELSI steht für Experimentierkurs Labor Sek I. Hier wurden
die Studierenden in die grundlegenden Handgriffe der Laborarbeit eingeführt. Konkret heisst das: Wie hantiert
man mit dem Bunsenbrenner ohne sich die Wimpern abzubrennen? Wie arbeitet man mit dem Mikroskop, so
dass die Überlebenschance der Objektträger steigt? Wie wägt man etwas ab, so dass die Präzisionswaage
danach noch funktioniert?
Fehlte einem die Margarine zum Zmorgen, so musste man nur bei Urban Schönenberger im Experimentierkurs
anklopfen und man wurde versorgt mit frisch produzierter Margarine, serviert auf einem Cracker. Wie er
dies erschaffen hat, das habe ich nicht gewagt nachzufragen.
Brannte Licht im Hadwig, Tag und Nacht, dann wusste man, Kurt Frischknecht war in seinem Modul bei den
Pflanzenversuchen angekommen.
Yes, we can. Oder frei nach Peter Bützer: «Das Gegenteil von YES im Gehirn. Ein einfacher Neurotransmitter.
(Näheres auf seiner Homepage, empfehlenswert). »
In vielen, freiwilligen Nachtschichten entwickelten die zu Ehrenden Homepages, die den Studierenden und
den Lehrpersonen öffentlich zugänglich gemacht wurden: ganze Lehrgänge, Aufgabensammlungen, Dokumentationen,
Anschauungsmaterial.


Das Ausserordentliche in der Forschung
Sie sind Väter des MobiLLabs, eines mobilen Labors, das auf Hightech-Niveau Schülerinnen und Schülern,
Studierende und Lehrpersonen das Staunen lehrt und Antworten gibt auf Fragen wie «Ist mein Ehering auch
wirklich aus Gold?», Könnte ich zu Hause das Wasser aus dem Hahnen auch als Mineralwasser deklarieren?
Oder schützt mich meine Sonnencrème vor dem gefährlichen UV-Licht».
Im Gegensatz zum Hightech-MobiLLab steht das «Jahr der Chemie». Das Ziel: Mit einfachsten Mitteln
Experimente in der Schule durchführen, die schnell und unkompliziert von statten gehen, und trotzdem
verblüffen und beeindrucken. Es wurden unzählige Boxen zusammengestellt, Kurse durchgeführt, Lehrkräfte
begeistert.
Die Mitarbeit beim Globe-Projekt: Es vernetzt viele tausend Schulen aus allen Kontinenten über das Internet
und verknüpft Bildung und Forschung im Bereich der Umwelt.
Und aktuell: Das Schweizer Forum Fachdidaktik Naturwissenschaften mit dem Kernthema «Bildung für
nachhaltige Entwicklung».


Das Ausserordentliche für die Praxis
Immer wieder haben sie Kurse angeboten für amtierende Lehrkräfte und sie wieder mit einem Update
versehen. Und so wagte man sich in den Schullabors der Oberstufenzentren an neue, nicht ganz ungefährliche,
aber spektakuläre Experimente, die ein grosses Know-how verlangten.

Auch wurden Entgiftungsseminare durchgeführt, gekoppelt mit Hausbesuchen bei den Schulen. Hier wurde
sichergestellt, dass an den Oberstufen im Kanton St.Gallen keine verbotenen giftigen oder gefährlichen
Substanzen vorhanden waren.


Und ohne das geht gar nichts: Die finanzielle Seite
Aus diesem Grunde möchte ich an dieser Stelle auch der Metrohm-Stifung ganz herzlich danken, vertreten
durch Herrn Hartmann. Erst die grosszügige finanzielle Unterstützung dieser Stiftung hat es möglich gemacht,
dass das MobiLLab oder die Experimentierboxen im Jahr der Chemie überhaupt geschaffen werden konnten.
Und nur so war es möglich, dass bis heute so viele Schulen davon profitieren durften und noch werden, und
dem naturwissenschaftlichen Unterricht Support geleistet werden kann. Gelebte und erfahrene Nachhaltigkeit.
Ganz herzlichen Dank, Herr Hartmann, dass Sie sich so für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung eingesetzt
haben.
Zwei Anmerkungen: Das Thema «Umgang mit Projektnamen»: In diesem Triumvirat herrscht eine Vorliebe für
Akronyme (Kurzwort aus Buchstaben mehrerer Wörter) wie ELSI oder nicht ganz unproblematisch Sexinat. Nur
bei dieser Abkürzung musste aufgrund naheliegender Gründe eine Umbenennung stattfinden und man schuf
den Namen «Nexus».


Eine persönliche Anekdote: Ich hatte vor einiger Zeit einen Anflug von Grippe. Mir wurde eine konzentrierte
Dosis Vitamin C verabreicht, ohne Hinweis auf einen Beipackzettel und ohne Rezept, mir ging es nachher
wieder blendend. Es lohnt sich, einen Biologen im Hause zu haben.


Lieber Peter, lieber Kurt, lieber Urban
Ihr habt mit eurer Arbeit Generationen von Lehrpersonen zum Experimentieren verführt, habt für die Naturwissenschaften
gelebt und lebt jetzt noch dafür, und habt mit eurem inneren Feuer viele Lehrkräfte, und somit
auch viele Schülerinnen und Schüler, für die Naturwissenschaften begeistert.
Im Namen der ganzen PHSG, der Studierenden und amtierenden Lehrkräften danke ich euch und verleihe euch
hiermit am 3. Hochschultag den Anerkennungspreis der PHSG für die Förderung der st.gallischen Lehrerinnen und
Lehrerbildung.
Der Blumenstrauss, gedacht für eure Frauen: Wie oft haben sie auf euch verzichten müssen, wenn ihr für die
Lehrerinnen- und Lehrerbildung unterwegs wart.
Ein Fläschchen, klein und fein, beste französische Lage – ihr könnt die Qualität mit dem MobiLLab nachprüfen
– dies für euren Gaumen.